Die Olympischen Winterspiele Beijing 2022 sind Geschichte. Sportlich war das Schweizer Team mit 14 Medaillen (nach erfolgreichem Rekurs von Swiss Ski 15 Medaillen: Bronze von Fanny Smith) einmal mehr äusserst erfolgreich! Auf der anderen Seite standen die Spiele im Zeichen von Corona und im Zeichen des Gigantismus. Angesichts der mehrheitlich leeren Stadien erinnerte ich mich umso mehr an Lillehammer 1994. An die – nicht nur für mich- schönsten Winterspiele überhaupt.

Denn in der kleinen Stadt rund 180km nördlich von Oslo fanden bescheidene und herzliche Spiele statt. Spiele mit Rücksicht auf die Umwelt, ohne klotzige Bauten. So wohnten wir Journalist*innen in einem Containerdorf. Die Wege zwischen den Wettkämpfen waren kurz. Dazu gab es vierzehn Tage «knütschblauen» Himmel.

Ich war damals als Sportchefin verantwortlich für das Radio DRS-Team.  Am letzten Wettkampftag der Langläufer wollte ich eine spezielle Reportage über die 4x10km Staffel machen, denn ich wusste, dass viele Norweger trotz minus 30 Grad im Wald campieren wollten um am Morgen Björn Dählie und Co anzufeuern. In aller Herrgottsfrühe mache ich mich mit meinem Aufnahmegerät (damals noch das elend schwere «Nagra») auf in den Wald. Schon weit vor acht Uhr sind 150'000 Menschen an der Strecke! Die Menschen singen und feiern sich, die Spiele und die Athleten. Alle Nationen friedlich zusammen. Norwegische Fans schenken mir heissen Tee ein. Über Lautsprecher erfahren alle laufend den aktuellen Zwischenstand.  Auf den letzten 10km führen die Favoriten Norwegen und Italien gemeinsam. Im Wald steigern sich Stimmung und Lautstärke immer mehr.  

Dann passiert das Undenkbare: Der italienische Schlussläufer Silvio Fauner schlägt auf der Zielgeraden den hohen Favoriten Björn Dählie um 0,4 Sekunden! Gold für Italien, Silber für Norwegen. Totenstille im Wald. Aber nur für ein paar Sekunden, dann skandieren die Norwegischen Fans «Italia, Italia»! Mir läuft es heute noch kalt den Rücken runter. Diese Geschichte zeigt, dass es für grosse Olympische Momente keinen Gigantismus braucht.

Foto: Giorgio Vanzetta/IMAGO

Voyeurismus auf dem Wettkampfplatz

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